Berlin – Kopenhagen 2009


Die Idee:

In Berlin wohnte ich. In Kopenhagen war ich schon einmal, aber viel zu kurz. Mit dem Rad fahre ich gerne. Es gibt einen Radfernweg Berlin-Kopenhagen. Ich will ihn fahren!

Die Idee ist schon etwas älter, aber sie wird wieder aktuell. Aber alleine möchte ich nicht fahren. Der Freundeskreis ist bald befragt, das Interesse ist gar nicht so gering und nach einigem Hin und Her steht die Truppe: J, A und ich.

In Rostock wird noch M, eine gemeinsame Freundin zu uns stoßen und einen Tag mitfahren.

Die Planung:

Zum Reinschnuppern bin ich mit J die erste Etappe schonmal vorher und ohne großes Gepäck gefahren. Start war am Hamburger Bahnhof und es ging dann erstaunlich verkehrsarm und wassernah über Spandau nach Oranienburg. Ein guter Start und schon eine ganz nette Etappe, die sich gut fahren ließ.

Also: grundsätzlich ist das Vorhaben eine gute Idee!

Fehlt jetzt nur noch ein bisschen Ausrüstung für den einen oder anderen. Die gemeinsamen Sachen habe ich zur Verfügung gestellt, ein uraltes North Face VE25, bei dem sich leider bald herausstellte, dass der Boden undicht war, was aber kein Problem werden sollte und den großen Trangia. Auch die grobe Etappenplanung habe ich übernommen, schließlich hatten wir nur begrenzt Zeit und wollten noch etwas von unserem Ziel haben. Die weiteren 600 km habe ich auf 10 Fahrtage möglichst günstig verteilt und dabei auch noch einen Tag in Rostock/Warnemünde eingeplant, wo wir eine ehemalige Mitbewohnerin aus Kassel treffen wollten.

Die Tour

20.7. Start-Tag

Oranienburg – Seilershof

Da wir aus verschiedenen Ecken Berlins kommen, sind wir am Gesundbrunnen verabredet, um von dort nach Oranienburg zu fahren. Das Rad ist einigermaßen schwer bepackt und es passiert, was passieren muss: der Fahrstuhl streikt dort. Also: abladen, einzeln die Treppe hochschleppen. Fängt ja gut an!

Mein bepacktes Rad

Ähnlich geht es weiter: J hat die Bahn verpasst, der Zug ist brechend voll, sodass ich fürchte, gar nicht mehr mit hinein zu passen. Auf der Schräge stehend geht es aber dann zum Glück doch. Welche Erleichterung, als wir in Oranienburg aussteigen dürfen! Die Stunde Wartezeit bis J kommt, überbrücken wir mit einem ersten Einkauf.

Inzwischen ist es schon Zeit für eine kleine Stärkung und wir machen ein kleines Picknick vor dem Bahnhof. Derart gestärkt geht es jetzt auch endlich los! Oranienburg holpert heftig, zumindest bis wir am Ufer des Lehnitzsees sind. Ab jetzt geht es endlich im wahrsten Sinne des Wortes glatt, sowohl auf dem Uferweg als auch am Oder-Havel-Kanal entlang. Nach einigen Kilometern kommen wir an eine nette, winzige Fähre, die uns für 3 Euro übersetzt. Ein netter kleiner Spaß!

Eine Schutzhütte lädt zu einer kleinen Pause ein, wo A auch ein erstes Nickerchen hält. Gut gestärkt und guten Mutes setzen wir den Weg fort, bis uns in Heidchen ein Wolkenbruch ereilt. Die Bäume bieten nur mangelhaften Schutz und es wird ganz schön frisch dabei. Doch auch der Schauer ist irgendwann überstanden und weiter geht’s am Vosskanal, wo uns die Sonne zum Glück wieder trocknet. In Zehdenick ist es an der Zeit, für das Abendessen einzukaufen und wir warten den nächsten Schauer auch noch mit ab.

Ein sehr idyllischer, jedoch nicht so gut mit meinem Rad befahrbarer Weg führt uns durch verschiedene Stiche (kleine Seen), aber wir haben uns ja für diese Variante entschieden und nicht für die Fahrradstraße. Für den ersten Tag reicht es so langsam, vor allem für J. Es ist auch schon relativ spät, die Örtchen sind trostlos und der Wald dunkel und kühl. Als wir den Campingplatz in Seilershof erreichen, sind wir froh und bauen unser Zelt auf. Die besten Stellplätze sind schon weg, aber wir werden nicht die letzten sein, die ankommen.

Am ersten Abend gibt es lecker Nudeln mit Tomatensoße, die uns köstlich scheint. Der Wentowsee lädt zu einem kleinen Abendspaziergang ein:

Im Zelt herrscht noch etwas Unruhe, da J friert und deswegen noch ein bisschen räumt. Das Rad fahren hat aber alle so müde gemacht, dass wir gut schlafen.

21. 7. Stechlin!

Seilershof – kleiner Labussee

Aufwachen: Sonne! Nur wenige Meter vom Zelt entfernt: ein See! Also nehmen A und ich ein morgendliches Bad im relativ warmen sauberen Wasser.

Zum Frühstück hatten wir uns Brötchen vorbestellt, ergänzt wird die Mahlzeit mit Müsli (mit H-Milch) und Tee. So wird es fast jeden Morgen sein!

Das Packen dauert recht lange, wir sind ja auch noch überhaupt nicht in Übung. Bewundernswert die Familien mit mehreren kleinen Kindern, Anhänger, Zelten und jeder Menge Kram, die es schneller als wir schaffen!

Aber irgendwann sind wir dann auch wieder auf der Straße. Eile haben wir nicht und so pausieren wir regelmäßig. In Fürstenberg treffen wir eine Entscheidung, mit der nicht alle ganz einverstanden sind (;-) ) und zwar werden wir den Abstecher nach Neuglobsow machen, weil der Stechlin uns so lockt.

An der Badestelle in Neuglobsow machen wir eine schöne ausgedehnte Mittagspause, leider ist es recht windig und auch sehr voll. Bevor es zu kühl wird, fahren wir weiter, von der Route abweichend am Ufer entlang. Dieser See ist einfach zu schön, um ihn nur so kurz zu besuchen! In einer kleinen Bucht muss ich unbedingt noch ein Bad im glasklaren Wasser nehmen.

Jetzt heißt es Abschied nehmen und sich durch den Wald zurück auf den Radweg schlagen. Weit ist es nicht, aber sandig, wurzelig, steinig, steil. Wir sind heilfroh, als die Reifen wieder leicht auf dem Asphalt rollen. Zumindest in Brandenburg ist der Radfernweg Berlin-Kopenhagen nämlich hervorragend zu fahren, meist asphaltiert und verkehrsarm.

Die letzten Kilometer bis Wesenberg sind noch deutlich besser als auf der Karte angegeben, neu asphaltiert, mit leichten Hügeln zum Schwung holen. So macht das Rad fahren Freude 🙂 Dort kaufen wir für den Abend ein, heute soll es Reispfanne mit Thunfisch geben.

Die Suche nach dem Campingplatz ist ein bisschen länger als gedacht, aber wir kommen dann doch noch an. Auf die Anfrage, wieviel so eine kleine Hütte kosten würde, werden wir fast ausgelacht. Nächstes Jahr können wir kommen, wenn wir jetzt reservieren! Der Zeltplatz ist aber schön trocken und wir beschlagnahmen zum Kochen die Bank mit Tisch am Ufer.

Eigentlich war der Plan für heute bis nach Groß Quassow zu kommen, da ich dort vor vielen Jahren schon einmal mit dem Ruderverein gezeltet hatte. Durch die kleinen Verzögerungen ist daraus jedoch nichts geworden.

22. 7. Besichtigungstag

Kleiner Labussee – Kratzeburg

Die Sonne knallt aufs Zelt und weckt uns früh. Dafür wird sie das Zelt auch gut trocknen. Wir frühstücken zusammen mit einer Familie sowie zwei Kanuten und kommen heute bedeutend schneller los als gestern.

Der Weg ist heute nicht ganz so glatt, sieht aber auf der Karte nett am Seeufer aus. Leider haben wir dabei doch keine Sicht aufs Wasser. Recht bald kommen wir in Groß Quassow vorbei und entscheiden uns für den kleinen Schlenker nach Neustrelitz, wo wir auf Rat der Familie das Slawendorf besichtigen.

Es ist nett dort und wir treffen die Familie sogar wieder.

In Neustrelitz selber machen wir dann eine ausgiebige Mittagspause und beratschlagen, ob wir ein ganzes Stück zurückfahren oder ob wir uns mit Karte und GPS auf einem kürzeren Weg durch die Wälder schlagen. Die Entscheidung fällt auf letzteres, obwohl die Wege nicht gar so gut zu fahren sind. Aber wir sparen so doch etliche Kilometer.

In Kratzeburg kehren wir in das einzige Café ein, die Stühle sind bequem, doch der Milchkaffee ist leider aus Pulver. Es gibt einen kräftigen Schauer, sodass uns der Aufbruch zum Campingplatz schwer fällt. Der Platz am Käbelicksee ist sehr schön gelegen und riesengroß – es lohnt sich, mit dem Rad zum Waschhaus zu fahren. Ein gemütliches Plätzchen lädt zum Plaudern ein, sodass wir unser Essen (es gibt Reis) leider erst nach Sonnenuntergang einnehmen können.

Die jugendlichen Zeltnachbarn stören die Nachtruhe leider nicht unerheblich durch Musik und irgendwelchen Blödsinn.

23. 7. Räucherfisch?

Kratzeburg – Jabel

Heute morgen wird als erstes geduscht, der Spaß kostet 50 Cent, ein paar Nerven und ist natürlich viel zu kurz. Aber frisch und sauber bin ich trotzdem und nach dem heute wieder etwas umständlichen Packen geht es los.

In den letzten Tagen bin ich den beiden oft voraus gefahren und habe dann auf sie gewartet. Heute mache ich einen Versuch, das Spiel umzudrehen und die Pausen etwas auszudehnen und dann hinterher zu fahren und die beiden wieder einzuholen. Lange geht das nicht gut, weil zu viel interessantes am Wegesrand ist und ich sie gleich schon wieder habe. Genau genommen treffe ich sie in Ankershagen, J besichtigt das Schliemann-Museum und A ruht.

Schliemann-Spielplatz

Die Strecke ist heute ein bisschen eintönig, viel Wald, wenig Wasser in Seen, dafür leichter Nieselregen. So nehmen wir dankbar jede kleine Abkürzung mit. Bei Federow gibt es einen Fischadler-Sichtschirm mit Kamera ins Nest, was ganz interessant anzusehen ist. In echt haben wir die Adler leider nicht gesehen. Die Strecke nach Waren fährt sich zwar ganz toll, bietet aber leider kaum Rastplätze, dabei brauchen wir gerade jetzt unbedingt einen, die Mägen knurren laut! Am See findet sich dann sogar ein kleiner Steg mit Plattform und Bank, wo wir unsere verdiente Pause machen, herrlich!

Auf geht es, Waren ruft! Weit ist es nicht, aber irgendwie aus unerklärlichem Grund ein bisschen mühsam. Als wir angekommen sind, bekommen wir großen Appetit auf Räucherfisch mit Kartoffelbrei am Abend und jetzt ein Eis. Also: Fahrräder abstellen und einkaufen und Eis essen! Es ist hier ausgesprochen nett!

Es geht mal wieder ein kleiner Wolkenbruch nieder, den wir in einem Café aussitzen. Im Edeka ist der Fußboden zwar mit schönen Blümchen verziert, aber den gewünschten Fisch bekommen wir weder hier noch in der Nähe. So müssen wir leider auf Würstchen ausweichen.

Bis nach Jabel zum Campingplatz sind es noch 14 km, die sich am inzwischen recht späten Abend sehr in die Länge ziehen. Einer will bald ankommen, einer kann nicht so schnell, das Feld zieht sich auseinander. Der Platz hat einen herrlichen Ostcharme und im Anker gibt es neben dem Schlüssel für’s Klo auch Live-Musik, die am Lagerfeuer ganz ok gewesen wäre. Wie auch immer: auf der Terrasse mundet das kühle Bier.

24.7. Pechtag

Jabel – Güstrow

Wald. Wir sind in Mecklenburg, die Wege sind nicht mehr ganz so komfortabel wie in Brandenburg.

In Linstow mache ich einen kleinen Abstecher, weil ich Batterien für’s GPS brauche. Eine ganz grässliche Ferienanlage – und so etwas gibt es hier natürlich nicht. Ich bin auch herrlich fehl am Platz. Schnell weg hier! Räucherfisch gibt es hier auch ebensowenig wie im nächsten Ort, Dobbin. Kein Glück heute, ein Hofladen am Weg, der Appetit auf Obst macht, hat auch geschlossen.

In Krakow konnten wir einen herrlichen Picknickplatz ausmachen, aber auch leider nicht genießen, da es jetzt leider zu regnen begann. Also wird die Pause im Café fortgesetzt. Und endlich kann ich Batterien kaufen und auch Straßenkreide für Aufmunterungsbotschaften. Währenddessen wird geruht:

Gut ausgeruht geht es weiter. Ich beeile mich immer ein bisschen, um dann nette Botschaften per Kreide auf die Straße zu malen. Nach 13 km beschließe ich, an einer schönen Bank zu warten. Ich warte. Und warte. Und halte ein Nickerchen. Und warte.

Vielleicht doch mal das Handy einschalten? Die beiden müssten doch jetzt wirklich schon hier sein! Und natürlich – es war schon eine Nachricht da, sie hatten sich verirrt. Bisher war der Radweg immer so perfekt ausgeschildert, dass es ohne Karte überhaupt kein Problem war. Und jetzt ist es auch mit Karte ein Problem – denn die beiden sind schon aus meinem Kartenausschnitt herausgefahren.

Nach etwas Hin und Her fahre ich schonmal vor, immer weiter aufmunternde Sprüche auf die Straße schreibend. Keine Frage: heute gönnen wir uns eine feste Unterkunft, da ist das Einladungsgeld von meinen Eltern gut angelegt. Aber wo? Ich komme 3 Minuten vor Schließung zur Touristen-Information und: nichts. Nichts mehr frei. Nirgends. Das können wir gerade heute nicht gebrauchen, zumal es hier noch nicht einmal einen Campingplatz in der Nähe gibt.

Doch: da ist ein Hotel, es sieht für uns eigentlich zu schick aus, aber der Preis ist echt in Ordnung. Ich frage die beiden nach ihren Essenswünschen und kaufe ein (Bratkartoffeln und Rührei). Zum Glück gibt es im Zimmer sogar eine Mini-Küche (ohne Geschirr), sodass wir kochen können. Hat schonmal jemand 4 Portionen Bratkartoffeln auf der Pfanne des großen Trangia gemacht? Nein? Ist auch nicht zu empfehlen. Ich kann sie aber zum Glück im Topf sogar warm halten.

Als die beiden ankommen, ist die Erleichterung groß. Es war anstrengend und aufregend. Aber das Essen ist köstlich und das Hotel entschädigt für (fast) alles.

Abendlicher Blick aus dem Fenster

Die Strapazen werden aber leider noch ihren Tribut zollen…

25. 7. Die Ostsee ruft!

Güstrow – Rostock

Welch ein Luxus! Wir müssen kein Zelt abbauen und bekommen ein reichhaltiges, vielfältiges Frühstück serviert. Und da das Zimmer auch bald geräumt sein muss, sind wir schon recht zeitig unterwegs.

Heute gibt es zwei Tagesmissionen: J’s vordere Lampe reparieren und das Barlach-Haus besuchen. Die erste Mission wird leider scheitern, schließlich ist heute Samstag und in Güstrow haben wir so nebenher leider keinen Fahrradladen entdeckt.

Dafür begeistert die zweite Mission. Das Museum ist interessanterweise in einer Kirche untergebracht und hat einen schönen Skulpturengarten.

Die Fahrstrecke ist erstmal bis Bützow ein bisschen, sagen wir, eintönig. Am Kanal entlang gen Westen, was natürlich Gegenwind bedeutet. In Wolken angekommen, bilden und ergießen sich diese auch schon, also gibt es für uns eine kleine Pause an der Bushaltestelle. J überlegt, die Etappe mit einer Zugfahrt zu beenden, sie fühlt sich nicht so gut und der gestrige Tag steckt ihr auch noch in den Knochen. J wird doch erstmal mit weiterfahren, zumindest bis Schwaan. Wir wählen die leicht hügelige Strecke, die ein bisschen länger ist, dafür aber schön verkehrsarm. Und die Hügel sind auch ganz harmlos und die leckeren Pflaumen am Wegesrand entschädigen allemal.

In Schwaan heißt es dann, kurz Abschied nehmen. J wird mit der S-Bahn nach Rostock und Warnemünde fahren, wo wir bei der ehemaligen Mitbewohnerin aus Kasseler Zeiten im Schrebergarten einen Pausentag einlegen werden. Die Strecke nach Rostock ist eine der am wenigsten schönen der Tour, die Landschaft eher langweilig, die Strecke teilweise ziemlich befahren. Doch auch das bringen wir gut hinter uns, finden den Bahnhof, wo wir M treffen und fahren dann zur Laube. Hier kann sich J gut ausruhen.

Am Abend kocht unsere Gastgeberin für uns die Leckereien aus dem Garten. Danach wollen wir uns noch Warnemünde angucken. Nach wenigen Metern fallen erste Tropfen. Nach weiteren Sekunden geht eine Art Wolkenbruch hernieder. Wir lassen uns jedoch nicht abhalten und gehen weiter. Nett ist es in Warnemünde, wenn auch sehr touristisch.

Obwohl in der Laube alles ziemlich laubig ist, schlafen wir gut in den etwas seltsam zusammengestückelten Betten.

Übrigens, ein Rat: Wasserdichte Taschen sind praktisch. Wenn man sie allerdings unverschlossen im Regen stehen lässt, ist ihr Inhalt gut durchtränkt.

26. 7. Strandtag

Warnemünde

Bevor es zur Ruhe kommen kann, sind erstmal einige „Probleme“ zu lösen.

Wir wollen heute, da wir ja an der See sind, frischen Fisch. A und ich wollen ihn auf einem Kutter im Hafen kaufen. Doch, oh Schreck: A’s Reifen ist platt. Also fahre ich alleine und kaufe zwei schöne Lachsforellen.

Kaum wieder zurück, erwarten mich die nächsten Probleme: der Wasserkocher geht nicht und unsere Brötchenlieferantin kann wegen Migräne leider nicht kommen. Kein Problem ohne Lösung: der Wasserkocher hatte einen anderen Stecker als gedacht und ich kann ja vor dem Frühstück auch noch einmal losfahren und Brötchen holen.

J wird die Tour hier unterbrechen und sich bei ihren Eltern auskurieren und dann nach Kopenhagen kommen. Wir bringen sie zum Bahnhof und gehen an den Strand, wo wir in den herrlichen Wellen baden. In Warnemünde kann man zum Glück auch sonntags einkaufen und so bekommen wir alles, um heute abend einen leckeren Fisch zu grillen.

Am Nachmittag erkunden wir Rostock und sind schwer enttäuscht. Kein hübsches Café. Kein Mensch. Ermüdend ist das. Wir müssen unser Eis bei Alex essen. Der Fußweg zum Bahnhof erscheint uns zu weit, wir nehmen die Straßenbahn. Es gibt sie hier doch, die netten Ecken. Aber heute?

Der gemütliche Abend mit lecker gegrilltem Fisch entschädigt:

vorher

und nachher

Diese Köstlichkeit wird mit einem feinen Sanddornschnaps aus Hiddensee begossen und wir unterhalten uns noch lange angeregt.

27. 7. Dänemark, wir kommen!

Warnemünde – Stubbekøbing

Der Morgen beginnt mit einem Schrecken: wir liegen noch halb in den Betten und auf einmal ist Besuch da! Es ist „nur“ der Freund der Mutter unserer Gastgeberin, aber es ist eine sehr seltsame Situation. Zur Abfahrtszeit kommt unsere Gastgeberin auch, um sich zu verabschieden. Schön war es in der Laube, wenn auch ein wenig „laubig“.

Kaum haben wir die Laube verlassen, kommt schon der nächste Schreck: der gerade geflickte Reifen von A ist schon wieder platt. Das können wir jetzt nicht reparieren, wir müssen irgendwie so zur Fähre kommen. Da wir mit der S-Bahn fahren, ist das auch kein ernsthaftes Problem, wenn auch lästig. Da wir sogar früh dran sind, ist noch ein kleines Frühstück auf dem Bahnhof in Rostock drin. Am Fährterminal wird das mit dem Schieben dann ätzend: es ist ewig weit und eigentlich ist für so etwas keine Zeit.

„Man“ macht die Tour hauptsächlich mit Leihrädern und Gepäcktransport. Ganze Scharen an Radfahrern sind mit uns auf der Fähre. Aber da wir durch das Schieben so spät dran sind, müssen wir unsere Räder nicht zubauen (und zerkratzen) lassen.

Die Überfahrt ist herrlich sonnig – wir flüchten irgendwann in den Schatten.

Leider können wir in Gedser nicht gleich losrollen, da war noch etwas und zwar dieser blöde platte Reifen. Es war nicht ganz einfach, der Schlauch wollte nicht passen, die Pumpe nicht und so weiter. Aber irgendwann hält es doch. Und dann sind da auch noch die Schwebfliegen, die uns auch in den nächsten Tagen immer weiter begleiten werden.

Endlich! Es geht los! Zunächst an der E55 entlang, die jedoch nur zu Fährzeiten befahren ist und dann auf praktisch unbefahrenen Straßen durch kleine Örtchen und Kornfelder. Nykøbing lassen wir aus, um direkt in Marielyst an den Strand zu fahren. Wir kehren noch kurz vor Ladenschluss in einer Bageri ein um köstliche dänische Teilchen zu kaufen.

Das Baden in Marielyst ist nicht ganz so schön wie in Warnemünde, da sich hier ein paar Quallen tummeln und auch etwas Tang da ist. Aber man kann ein Stückchen rausschwimmen und dort auch wieder stehen. Wir kaufen jetzt vorsichtshalber schon ein, es ist nämlich schon 18 Uhr und es liegen noch 40 km vor uns. Die Zeit rennt, aber wir sind alle drei einverstanden, wenn es heute etwas später wird.

Trotz allem gönnen wir uns noch eine schöne Pause in Hesnæs. Weiter geht es durch den Wald. Es ist inzwischen mehr Kilometer-Machen als schönes Rad fahren. Schöner wird es, als wir wieder ans Wasser kommen und unser Ziel, Stubbekøbing, näher rückt. Als wir endlich am Campingplatz ankommen, ist es nach 21 Uhr. Und nein, es ist jetzt kein Vergnügen, das Zelt aufzubauen, zu kochen und so weiter. Die Stimmung ist etwas angespannt und Hunger hat gerade auch keiner mehr.

Außerdem ist mein linker Daumen ziemlich unbeweglich, ich schaffe es kaum mehr, mit ihm zu schalten. Hoffentlich wird das nicht schlimmer!

28. 7. Mühsam – und dann auch noch so etwas!

Stubbekøbing – Hinter Præstø

Nach dem gestrigen Tag, haben wir heute lange geschlafen. Und dabei verlässt uns M heute wieder und will zurück nach Berlin. Das heißt, sie muss sehen, dass sie die Fähre und den Zug bekommt. So ist der Morgen sehr hektisch und wir müssen schon bevor es losgeht eine Kaffeepause in Stubbekøbing einlegen. Die Bäckerei ist sehr gemütlich und verkauft phantastisches Vollkornbrot, hier eine echte Rarität.

Eine nette kleine Fähre bringt uns nach Bogø und so langsam finden wir wieder in unseren Rhythmus. Fanefjord Kirke gilt als sehenswert, wir halten an der unscheinbaren Kirche an und sind froh drum, die Deckenmalereien sind wirklich schön! Die Fahrt nach Stege ist zwar ganz hübsch, aber heute ist die Luft ein wenig raus. Als wir Pause machen wollen, verfolgen uns die Schwebfliegen und dann ist in Stege auch noch ein Volksfest mit lauter Musik. Uns fällt nur eines ein, und zwar Flucht!

Dennoch: A braucht einen neuen Schlauch und eine Pause (ohne Schwebfliegen!) tut uns jetzt auch gut. Schließlich kommt ein fieses Stück: 10 km Landstraße ohne Radweg, dafür mit Gegenwind. Es ist ein ziemlich grässlicher Kampf, aber nach einer Brücke mit toller Sicht ist es geschafft!

Vorsorglich kaufen wir bei der Tankstelle das nötigste ein, wer weiß, ob wir heute noch zu einem Laden kommen. Das Tankstellenambiente ist zwar nicht so einladend, dafür aber auch frei von Schwebfliegen, sodass wir unser Eis hier genießen können. Nach Præstø geht es auf und ab und wir kommen erst am Abend an. Deswegen entschließen wir uns, am Hafen zu kochen, die Wohnmobilisten finden es amüsant. Die Dreier-Portion Kartoffelbrei mit Speck schmeckt heute göttlich! Bis zum Campingplatz sind es noch 7 km Landstraße und wir haben keine Lust mehr.

Da es schon spät ist, bleiben wir nah beisammen und machen uns gegenseitig Mut. Und dann taucht der Zeltplatz einfach nicht auf! Gerade heute können wir so etwas nun gar nicht gebrauchen! Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als ein Fleckchen für das Zelt zu suchen, was sich als nicht so einfach herausstellt. Die Besiedelung und Bewirtschaftung ist relativ dicht, der Wald eingezäunt. Doch dann findet sich noch ein nettes Plätzchen zwischen einem Weiher und einem Getreidefeld, ziemlich eingequetscht und auch nicht ganz eben, aber dafür mit Meerblick! Heute werden wir das erste Mal auf der Tour das Ringstind aufbauen, was unter diesen Bedingungen (inzwischen ist es auch noch dämmerig) nicht ganz einfach ist. Die Entscheidung, schon vorher zu essen, war genau die richtige!

29. 7. Schwebfliegen

Hinter Præstø – Køge

Ein feiner Morgen! Die Viecher haben uns zwar wieder, aber es ist erträglich. Frühstücken wollen wir hier sowieso nicht. Das trockene Zelt ist schnell eingepackt und wir sind schon bald wieder auf der Straße. Hier muss doch bald mal ein Ort mit Bageri kommen! Wir mühen uns weiter bis Faxe Ladeplads. Abwaschen in einem Klohäuschen, mühsame Kaffee-Suche und mittägliches Frühstück gegenüber der Kirche.

Gut gestärkt geht es jetzt auch endlich wieder gut voran! Morgen abend wollen wir schließlich in Kopenhagen sein!

In Højerup machen wir an einem herrlichen Platz bei den Kreidefelsen eine Pause, die sehr schön und belebend ist. Das Schloss in Gjorslev dagegen ist eher eine Enttäuschung. In Strøby ergattern wir bei einem Stand an der Straße die letzten Kirschen, lecker! A kauft für heute abend ein und ich leide draußen unter den grässlichen Schwebfliegen, springe hin und her über die Straße und esse die ersten Kirschen. Schnell weiter, beim Fahren geht es nämlich!

Der Strand hier ist herrlich und die Häuser toll, doch wir haben mehr einen Blick für den hoffentlich bald kommenden Campingplatz. Dieser ist sehr unidyllisch, teuer und modern. Dafür bietet er aber eine richtige Küche, ein sehr kompliziertes Dusch-System per Karte und ein kühles Bier, was wir auf dem Steg genießen.

30. 7. Zieleinlauf

Køge – København

Ein kühler Morgen, an dem es bald auch zu regnen beginnen wird. Ungemütlich ist es, die Strecke scheint auch nicht so verlockend, nur das Ziel ist es! Und natürlich kommt eins zum anderen: A’s Reifen hat mal wieder Luft verloren (hält dann aber bis Kopenhagen).

In Lille Skensved lacht uns im Regen eine Bäckerei an. Die dänischen Teilchen sind köstlich und der heiße Kaffee tut gut und sogar der Regen hört gerade wieder auf.

Wir hangeln uns weiter, so richtig gemütlich ist die Strecke nicht, aber wir staunen, welche netten Abschnitte am Strand wir noch finden. Man würde nicht denken, dass man schon so nah an der Metropole ist! Der Radweg führt noch durch ein etwas seltsames Naturschutzgebiet, an welches ein Neubaugebiet grenzt, wo wir uns prompt vor lauter Neubau verfahren. Das letzte Stück durch’s Grüne gibt noch ein paar Rätsel auf, aber auf einmal sind wir da! Mitten vor dem Rathaus in Kopenhagen!

Da wir früh dran sind, beobachten wir das Treiben noch ein bisschen und warten auf J, die uns hier eine Ferienwohnung für die Tage organisiert hat.

Die Wohnung ist zwar nicht „laubig“, aber doch etwas gewöhnungsbedürftig, da die eigentliche Bewohnerin sich für die Vermietungszeiten in eine kleine Dachwohnung zurückzieht, aber ihre persönlichen Sachen dort lässt. Ihre Katze wollte uns auch gerne mal besuchen kommen.

Kopenhagen

Hier sind wir ohne die Räder unterwegs, meist zu Fuß und auch mal mit der Bahn. Wir sehen natürlich die kleine Meerjungfrau, Bakken, den Runden Turm, die Glyptothek, Christiania, den Hafen…

Hinterlasse einen Kommentar