Teufelsmoor – Wattenmeer 2012


Die Idee:

Auch dieses Jahr soll es wieder eine Radreise sein – aber natürlich eine ganz kleine, weil der kleine Chauke auch noch ganz klein ist. Das heißt: keine weite Anreise (wir sind zu Hause gestartet), keine großen Tagesetappen und gute Planung, denn neu und aufregend ist die Art der Reise an sich ja schon.

Wie wollen wir unterwegs übernachten? Ich wollte eigentlich gerne zelten, hatte dann aber doch etwas Sorgen, ob das nicht ziemlich schwierig werden würde das Lager zu richten, zu kochen, zu packen und immer läuft da so ein kleiner Wirbelwind herum, der auch noch im Zelt nicht so ganz gut schläft. Also gab es Pensionen bzw. Ferienwohnungen und auch noch Begleitung durch die Oma. Der erste Abschnitt nach Stade (ca 120 km) wurde in 3 Tagesetappen von um die 40 km aufgeteilt und für die Rückfahrt wurde der Moorexpress gebucht.

Fahrt nach Viehspecken (52,1 km)

Der erste Teil der Strecke war uns schon sehr gut bekannt, sogar der kleine Chauke war hier schon gewesen auf unserer allerersten kleinen Radtour, es ging lesumaufwärts bis zum historischen Pumpenhaus, wo wir die erste kleine Pause machten.

Der kleine Mann zeigte erste Müdigkeitszeichen, sodass ich seine Rückenlehne in Schlafposition stellte und ihm seinen Pluto (Schnuffeltuch) gab. Auf dem nächsten Stück heißt es dann „nicht anhalten“ bis er eingeschlafen ist und auch dann möglichst gleichmäßig weiterfahren. Die Großen verzichten also auf Käsekuchen und radeln pausenlos bis Worpswede weiter. Viel verpasst haben wir auch nicht, denn die Fahrt an der großen Straße macht überhaupt keinen Spaß neben dem brausenden Verkehr und der Wegweiser nach Neu-Helgoland wird sehnlichst erwartet. Immerhin: der in dieser Hinsicht unangenehme Teil der Strecke ist jetzt geschafft und es wird schön!

An der Badestelle an der Hamme machen wir eine sehr schöne Mittagspause, der mitgebrachte Eintopf wird aufgewärmt und gefuttert, der kleine Chauke badet seine Füße und die Großen sind beschäftigt, ihn vom größeren Bad abzuhalten. Gut gestärkt geht es nach 1,5 Stunden weiter durch das Teufelsmoor. Die Landschaft gefällt mir immer wieder sehr, ganz besonders die Intensität der Farben. Die Wegführung ist auch gut, laute Straßen werden vermieden und es geht parallel zur B74 nach Norden. Bis zum Hofladen Lütjen ist es ein ganzes Stück und der kleine Chauke wäre lieber schon etwas früher ausgestiegen. Mit ein bisschen Bespaßung hält er aber durch und alle freuen sich über die Pause mit Kaffee, Kuchen und Käsestange. Er darf auch ein bisschen einkaufen (Äpfel und Möhren) und erkundet den Hof.

Moorlandschaft (alte Aufnahme)

Gut gestärkt machen wir uns zur letzten kleinen heutigen Etappe auf, kreuz und quer geht es hin und her, die letzten Kilometer auf Schotter an der Hamme entlang, bis wir nach 52 km in Viehspecken ankommen. Jetzt reicht es auch! Vom Landgasthof geht es ein kleines Stück zurück auf eine große Wiese, wo ein Schwedenhäuschen steht, welches wir diese Nacht bewohnen. Ein ganzes eigenes Häuschen!

Unser Häuschen

Wir entladen das Gepäck, parken die Fahrräder auf der Terrasse und erkunden die Wiese. Etwas seltsam ist, dass da viele Leute wohnen, in Containern und da reger Betrieb herrscht. Am nächsten Morgen werden wir herausfinden, dass es sich um Erntehelfer handelt. Zum Abendbrot gibt es jede Menge Obst, welches nicht mehr so transportfähig ist und ein bisschen Brot.

Schlafenszeit für kleine Kinder! Es ist schwierig, denn er ist ein eigenes Bettchen gewohnt und tut sich im großen Bett schwer mit dem Einschlafen. Ein längeres Prozedere, leider mit Rausfallen, Begleitungswechsel und letztlich frühem Zu-Bett-Gehen von allen schließt sich an. Merke: lieber nicht mehr ohne Kinderbett!

Viehspecken – Bremervörde (42,4 km)

Die Nacht war dementsprechend etwas unruhig – und der Regen prasselt auf’s Dach. Was das wohl wird heute? Immerhin: im Westen hellt sich der Himmel etwas auf und als wir zum Gasthof gehen, um zu frühstücken, hat der Regen auch schon aufgehört.

Landgasthaus Dierks an der Hamme

Nach dem Packen sind wir zuversichtlich, was das Wetter angeht und los geht’s. Die Strecke führt sehr schön durch das Moor und langsam bricht die Sonne durch. Schon sehr bald kommen wir an ein Gasthaus, welches Buchweizentorte verspricht, lecker, aber wir sind noch pappsatt und fahren weiter. Die Strecke führt am Oste-Hamme-Kanal entlang und macht dann einen schönen Bogen nach Gnarrenburg. Wie gestern ist der kleine Chauke schon bald eingeschlafen und ruht sich aus. Gnarrenburg ist eher enttäuschend und es macht überhaupt nichts, dass eine Pause hier ungünstig wäre.

Umso schöner ist es am Huvenhoopsmoor, wo wir den Naturlehrpfad entlanglaufen und eine Pause mit Blick über das Moor machen. Hier kann man unter anderem auch ausprobieren, wie weit man versinkt, wir verzichten jedoch.

Huvenhoopsmoor mit See

Moorblick nach oben

Wir haben nun schon den größeren Teil der Strecke nach Bremervörde zurückgelegt und schwingen uns wieder auf die Räder. Hast du eigentlich den Kühlschrank in Viehspecken ausgeräumt? Nein. Du? Nein. Im Laufe der Fahrt fällt uns dann ein, dass uns außer Möhren und Gurke auch ein Sparschäler, Käse, Parmesan und mehrere Tuppertöpfchen fehlen. Schade, aber jetzt auch nicht zu ändern.

Am Lager Sandbostel fahren wir vorbei, aber bald müssen wir eine Pause machen und dem kleinen Chauken die Windel wechseln. Eine Wiese an der Straße scheint geeignet, doch der Bewegungsdrang ist gerade so groß, dass er nicht wieder einsteigen mag und so müssen wir noch eine Weile mit ihm spazieren gehen. Kein optimaler Ort, aber leider nicht zu ändern!

Irgendwann geht es auch weiter, nur um bald wieder anzuhalten, weil er sich aus den Gurten windet. Hm. Immerhin: hier ist es schön und wir machen eine Kuchenpause! Laufen kann er hier auch frei, denn wir sind auf einem Feldweg ohne Verkehr (auf dem das Fahren mit Anhänger anstrengend ist…). Nach ausgiebiger Pause geht es weiter, die letzten Kilometer bis Bremervörde.

Pausenausblick

Der Schotterweg

Die Einfahrt in die Stadt führt über die Bever und durch einen großen Park, sehr schön! Unsere Pension liegt am anderen Ende der Stadt und wir erreichen sie nach einem Zickzackkurs, den uns das GPS führt relativ bald. Mit so einem riesigen Reich hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, uns steht hier eine ganze volleingerichtete Wohnung mit modernster Küche zur Verfügung, inklusive Balkon!

Da es noch früh ist, fahren wir gleich noch einmal in die Stadt, kaufen im Bioladen ein Stück Käse und eine Tafel Schokolade und setzen uns ins Eiscafé, wo der kleine Chauke eine seiner Lieblingsspeisen bekommt: eine frisch gebackene Waffel, die natürlich restlos verputzt wird. Danach geht es noch an den Vörder See, wo wir einen tollen Spielplatz finden.

Wasserspielplatz

Abends essen wir auf dem Balkon und dank Reisebettchen verläuft die Nacht viel erholsamer für alle.

Bremervörde – Hagen bei Stade (36,2 km)

Frühstück auf dem Balkon

Nach dem Frühstück auf dem Balkon geht es heute wieder um kurz nach 10 los. Leider müssen wir noch einmal in die Stadt, denn der Weg bis wir wieder in der Natur sind, ist nicht besonders erfreulich. Dafür geht es umso schöner weiter: eine schattige, asphaltierte Straße führt uns nach Mulsum, und weiter geht es über Kutenholz und Wedel (wo wir uns das erste Mal verfahren, vielleicht 100 m) in den Wald, wo wir gerne pausieren würden.

Windmühle Anna Maria

Leider findet sich kein schöne Platz und so geht es noch ein Stück weiter, an kleinen Häuschen vorbei, die interessanterweise von Schweinen bewohnt werden, die hier einen riesigen Auslauf haben.

Endlich: eine Bank am Wegesrand lädt zur Rast ein, der Tacho zeigt auch schon 30 km. Es gibt wieder Käsestangen, Obst und Brot mit Käse und natürlich viel Herumlaufen für den kleinen Mann. Bis zu unserem Ziel sind es keine 10 km mehr und es ist gerade mal Mittag. Über Deinste geht es weiter nach Hagen, wo wir unsere Ferienwohnung bald finden.

Unser Garten heute

Es ist jedoch keiner da und wir gehen ein wenig spazieren, wobei der kleine Chauke vom Wasser wie magisch angezogen wird. Nach einiger Zeit rufen wir die Vermieter an und werden in die Wohnung hineingelassen. Eine Scheune wurde hier ausgebaut und es ist geschmackvoll eingerichtet, wenn auch etwas eng. Im Garten findet sich eine Wanne und Wasser gibt es auch, der Nachmittag ist gerettet. Später machen wir noch einen Gang durch den Ort, freuen uns an den Bauernhäusern und suchen den Bäcker, wo wir morgen früh die Brötchen holen.

Schönes Haus in Hagen

Der Abend ist leider laut, laut, laut. Ausgerechnet heute, wo wir hier sind, muss sich die ganze Dorfjugend ein Grundstück weiter versammeln und eine lange, laute Party feiern. Den Kleinen stört es kaum, der schläft in seinem Bettchen, aber die Großen finden keine richtige Ruhe.

Von Hagen nach Hause (24 km)

Richtig erholsam war die Nacht nicht, es könnte dennoch schlimmer sein. Zum Frühstück gibt es frische Brötchen für die Großen und Porridge für den Kleinen, wie fast jeden Tag.

Da es heute heiß werden wird, sind wir froh, keine großen Strecken mehr zurücklegen zu müssen. Es dauert keine Stunde und wir stehen in Stade am Bahnhof. Bis der Zug fährt, haben wir noch zwei Stunden Zeit, in denen wir die Altstadt besichtigen und Kaffee trinken gehen und köstlichen Butterkuchen essen. Schön ist es in Stade, aber die Hitze lähmt uns ein wenig.

Stader Altstadt – wo keine Geschäft sind, menschenleer

Schwedenspeicher

Bürgermeister-Hintze-Haus, daneben „unser“ Café

Sehr rechtzeitig sind wir wieder am Bahnhof und stellen erleichtert fest, dass wir das Gleis nicht wechseln müssen. Das Gepäck wird sortiert und die freundlichen Mitarbeiter der Bahn verladen Räder und Anhänger. Im Zug ist es heiß und wir dürfen im vorderen Teil mitfahren, der nicht ganz so heiß ist. Die Fahrt ist sehr beschaulich, nur das Pfeifen vor jedem Bahnübergang ist sehr laut. Man hat einen Panoramablick aus dem Wagen und wir lassen die geradelte Strecke so noch einmal revue passieren.

Moorexpress mit Fahrradwagen

Der kleine Chauke ist ziemlich müde und, oh Wunder, mit seinem Pluto in der Hand schläft er auf meinem Schoß ein! Das erste Mal in seinem Leben! Heiß ist es für uns beide so noch mehr und der Schweiß rinnt über sein Gesichtchen, aber das Schlafen tut ihm sehr gut. In Bremen-Burg steigen wir aus und fahren mit dem Rad nach Hause, wo wir es uns sofort im schattigen Garten gemütlich machen.

Ein paar Worte zum Schluss

Die kleine Reise war eine sehr schöne Erfahrung und wir planen schon die nächste Etappe von Stade nach Cuxhaven 🙂

  • Das Schlafen im Anhänger und im Bettchen klappt sehr gut
  • Unterwegs ist es auch gar kein Problem, abends warm zu essen
  • Die Etappenlänge war angemessen, mehr als 50 km würde ich allerdings nicht fahren wollen
  • Der kleine Chauke war unser allerbester Reisegefährte!

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